Wer hätte gedacht, dass während einer Exkursion im Mai (2025) die Hitze im Außenraum zu einer ständig präsenten Erfahrung werden würde? Es gibt durchaus immer wieder wolkenfreie und auch warme Tage im Mai, welche die Menschen nach draußen in die Sonne locken. Der Aufenthalt dort wird aber nur selten zur Erfahrung von extremer Hitze, die nur kurz in der Sonne zu ertragen ist wie in diesem Jahr. Selbstverständlich ist das Empfinden individuell verschieden, und doch verhielten sich viele Menschen am Riedberg wie sonst im Hochsommer. Kinder spielten am Brunnen auf dem Riedbergplatz, auf Spielplätzen hielten sich Mütter und Kinder im Schatten von Sonnenschirmen auf, sofern sie vorhanden waren. An der Universitätsbibliothek saßen die Studierenden draußen im überdachten Außenbereich. Insgesamt mieden die Menschen die Sonne und suchten den Schatten. Man kann der Hitze im Mai also prinzipiell ähnlich begegnen wie sommerlicher Hitze, man weicht beispielsweise in den Schatten von Gebäuden oder Bäumen aus, wenn es in der Sonne nicht auszuhalten ist. Insofern ist es zwar bemerkenswert, schon im Mai auf das Phänomen starker dauerhafter Strahlung zu stoßen und sich zu fragen, wie es erst im Hochsommer sein mag. Das Problem der Sonneneinstrahlung und Hitze ist durch Folgen des Klimawandels allerdings an mehr Tagen virulent als gewohnt und prinzipiell auch in fast jedem Sommer vorhanden. Damit Siedlungen und ihre Freiräume an heißen Tagen weiterhin nutzbar sind, müssten alle Fachplanungen die Klimaentwicklung berücksichtigen. Der Freiraumplanung kommt für die Melioration des Lokalklimas in Städten vorrangige Bedeutung zu.

Grundsätzlich ist Klimatisierung eines der am stärksten thematisierten Probleme der aktuellen Stadt- und Freiraumplanung geworden. Dies bedeutet wiederum nicht, dass das Klima zuvor unbedeutend war, denn Potenziale der Beschattung von Freiraum wurden schon in barocken Gärten gesucht. Niemand innerhalb der Stadtplanung, Freiraumplanung und Landschaftsarchitektur kann behaupten, nie von Hitzestress und Klimawandel gehört zu haben, über den seit Anfang der 1990er Jahre diskutiert wird, und doch findet man am Riedberg in Frankfurt zahlreiche öffentliche Freiräume, bei deren Planung und auch deren aktueller Nachbearbeitung Beschattung im Freiraum keine Rolle zu spielen scheint. Dabei ist die Siedlung erst in den 2000er und hauptsächlich 2010er Jahren errichtet worden, als die Klimadiskussion in der Siedlungsentwicklung schon geführt wurde. Wir waren zunächst versucht, die noch junge Vegetation entschuldigend ins Feld zu führen, aber mit nur wenig Vorstellungskraft lässt sich das Wachstum der Bäume voraussagen und dabei erkennen, dass sie kaum wegen des klimatisierten Aufenthalts im Freiraum gepflanzt worden sein können. Entlang von bevorzugten Wegen, an Bänken und auf Spielplätzen fehlen häufig schattenspendende Bäume.

Immerhin wurden am Riedberg bemerkenswert viele Spielbereiche ausgewiesen und mit Spielgeräten ausgestattet. Auch die Sitzgelegenheiten an der Römischen Straße sind aufwändig landschaftlich mit Hügel und Strauchpflanzung eingebunden, aber wiederum ohne Baumschatten positioniert. Genannt seien zwei Situationen mit jeweils einem Beispiel. Befragungen im Rahmen einer Exkursion ergaben[1], dass die zahlreichen Kinderspielplätze durchaus wertgeschätzt werden. Zugleich verfügen aber nur wenige bereits über Schatten werfende Bäume; wenn auch fast nie mit Schatten im unmittelbaren Spielbereich. Erfreuliche Ausnahmen, die zugleich als praktikables Vorbild für die Ergänzung anderer Spielplätze dienen können, bilden der Elisabeth-Seibert-Spielplatz und der Spinnennetzspielplatz.

Bei den neu angelegten Plätzen herrschen große Flächen mit Fallschutz-Holzhäcksel vor, in denen vereinzelt Spielgeräte stehen. Manchmal gibt es statt eines Baums einen Sonnenschirm oder ein Sonnensegel im Spielbereich. Neu gepflanzte Bäume stehen in über zehn Meter Entfernung.

Die zweite Situation ergibt sich in den großen zusammenhängenden Freiräumen wie dem Kätcheslachpark oder der Römischen Straße. Am Kätcheslachpark umschließen immerhin Bäume die Fläche, sodass am Rand ein Rückzug aus der Sonnenstrahlung möglich ist. Dies gilt aber nicht für Aufenthaltsorte innerhalb der Parkfläche. Im Umfeld der Römischen Straße stehen die Bäume mit ähnlichem Abstand zum gesamten Fußweg im nordwestlichen autofreien Teil.
Wir verstehen nicht die Absicht, weshalb den Freiräumen so wenig Schatten gewährt wurde. Wir vermuten, dass Bäume auf Spielplätzen wegen des Erhaltungsaufwandes unter anderem für Fallschutz vermieden werden. Im Kätcheslachpark auf dem Piratenspielplatz beispielsweise lässt sich am beliebten Wasserspiel beobachten, wie der Spielsand sich mit den Holzhäckseln vermengt und den Fallschutz aufzuheben beginnt. Vielleicht ist die Sorge groß, dass die Investition in die Holzhäcksel durch Laubverwitterung bzw. Bodenbildung des Substrats hinfällig würde und daher Bäume in der Nähe vermieden werden sollten. Spielplätze sind, was die Sicherheit betrifft, ein heikles Thema, und die Pflege des Fallschutzes ist ein durchaus bekanntes Problem. Nun beginnen aber die Eltern an Sonnentagen bereits einzelnen Spielplätzen fern zu bleiben, und zwar nicht nur, weil den Kindern die Sonne schaden könnte. Tatsächlich ist Kinderhaut gegen Sonne am wenigsten geschützt, von deren Kreislaufsystem bei höheren Temperaturen einmal abgesehen. Auch die Eltern finden keinen Schatten in der Nähe ihrer Kinder; dies betrifft auch Senioren mit Herz- und Kreislaufproblemen. Auch weitere Ausstattungselemente wie Bänke sollten laut Umfrage durch Tische ergänzt werden, um z. B. Picknick, Erfrischungen und Wechselkleidung abzulegen. Der Spielplatz ist auch ein Freiraum für Kinder begleitende Personen, die dort in ein Gespräch kommen können, ein sozialer Ort. Der Aufenthalt an unzureichend ausgestatteten Spielplätzen kann durch die mangelnde Ausstattung alsbald als Duldung von Rahmenbedingungen empfunden werden, anstatt zu einer für Kinder und Begleitpersonen entspannenden Zeit des Tages.
In den Straßen der Wohnbebauung spenden je nach Straßenseite die Gebäude selbst Schatten, dennoch finden sich dort häufig zusätzlich beidseitig Baumstreifen. Auf den offenen Flächen größerer Freiräume spielen die Bäume dagegen kaum eine Rolle. Dort besteht kein Angebot, zwischen Licht und Schatten, zwischen Wärme und (relativer) Kühle zu wechseln, obwohl genau für dieses Nebeneinander von Angeboten in den großen Freiräumen wie Kätcheslachpark und Römischer Straße ausreichend Platz vorhanden wäre. Ein weiteres Negativbeispiel sind die Haltestellenbereiche, die ebenfalls im Rahmen des Projektes untersucht wurden.[2] In den meisten Fällen bieten dort weder die Wartehäuschen noch Gehölze Schatten für die Wartenden an. Dabei werden die Bäume, wenn sie in der Nähe stehen, gerne aufgesucht. Der Aufenthalt ist dann aber nur im Stehen möglich, weil die Bänke sich ausschließlich in der Sonne befinden. Angesichts einer alternden Bevölkerung sind aber gerade Sitzgelegenheiten wichtig.
Eine Ausnahme von dieser dominant sonnenexponierten Freiraumausstattung bildet der schon etwas ältere Bonifatiuspark. Dort wurden auch in der Fläche Bäume gepflanzt sowie jüngst entlang der zuvor vollkommen offenen Promenade in der Nähe der Bänke.[3]

Insgesamt verdichtete sich während der Exkursion der Eindruck, als sei die Freiraumplanung der jüngsten Bauabschnitte im Winter erfolgt und jeder Gedanke vom wärmenden Aufenthalt in der Sonne erfüllt gewesen. Das letzte Jahrzehnt zeigte aber, dass der Traum vom seligmachenden Sommer und Sonne nicht mehr zeitgemäß ist. Neue Siedlungen und Freiräume, bei deren Planung diese klimatischen Veränderungen nicht mit bedacht wurden, entwickeln sich zu Orten von Unwohlsein und Stress, wenn keine Alternativen, keine Wahlmöglichkeiten gegeben sind.
Von der Wahl von Bäumen, die die aktuelle klimatische Entwicklung überstehen und dann auch eines Tages kleinklimatisch wirksam werden können, war so weit noch gar nicht die Rede. Man merkt an der Artenauswahl am Riedberg, dass schon längst auf dieses Problem beispielweise mit Hopfenbuchen und Amberbäumen reagiert wird. Umso schwerer nachvollziehbar ist die aktuelle Regulierung des Kleinklimas für die Menschen im Quartier.
Die Wahl zwischen Freiraumqualitäten ist die eigentliche Qualität, auf die es in einer von Freizeit und Arbeit geprägten Umwelt ankommt. Freiraum lässt die Wahl seiner Verwendung, seines Zwecks und Nutzens für die an einem Ort lebenden Menschen. Dies betrifft die Nutzenden auch dann, wenn es um die Frage des Lichtgenusses geht. Die Spielplätze ebenso wie die größeren zusammenhängenden begrünten Freiräume am Riedberg hätten allesamt hinreichend Platz für Verhaltensspielräume. Dies schließt neben der Lichtexposition auch Platz für Bewegung wie auch Pause ein. Gerade weil diese Schlussfolgerung banal erscheint, ist das Fehlen dieser Spielräume umso bemerkenswerter und relevant für die künftige Siedlungs- und Freiraumplanung.


[1] Teilnehmende Studierende, die mit viel Engagement Spielplätze kartiert und Interviews geführt haben, waren vor allem Annemarie Tacke, Lara Häfner, Laura Fröhlich, Laura Göbel, Rabia Kocaboga und Yasmin Karim.
[2] Hiermit setzte sich Janina Plutz während des Projekts auseinander.
[3] Vom Zustand dieser Bäume im trockenen Frühjahr sei an dieser Stelle einmal abgesehen. Die flächenhaften Baumpflanzungen zeigen sehr niedrige Astansätze, welche bereits jetzt die Pflege der Rasen nur mit Aufsatzmähern gestatten. Aufrechtes Gehen ist unter den Bäumen kaum möglich.