Landwirte und Utopien

Das Planungsamt in Frankfurt hatte im Juli 2024 zu einer Tagung auch aus dem Kreis der Landbewirtenden des Gebiets zum städtebaulichen Entwicklungs-Vorhaben „Stadtteil der Quartiere“ am Westrand der Stadt eingeladen. Das Vorhaben ist sehr ambitioniert, weil viele Interessen vereint und wegen des Interesses an Flächen westlich der A5 auch mit dem Regionalverband Frankfurt-Rhein-Main abgestimmt werden müssen. Die sehr informative Veranstaltung offenbarte einen tiefsitzenden Konflikt auf dem Weg zur Verwirklichung eines Stadtteils, der das Verhältnis zwischen Stadt und Land neu zu definieren versucht. Hinsichtlich der Besitzverhältnisse stehen den Landwirten auf besten (d.h. produktivsten) Böden im Umland von Frankfurt Vorhaben für einen neuen Stadtteil einschließlich eines Programms für neue Land- und Freizeitnutzungen im Umland gegenüber. In verschiedenen Diskussionsrunden und angereichert mit Vorbildern aus anderen Städten (z.B. Heidelberg) informierte die Veranstaltung u.a. über den Begriff und das Verständnis von „koproduktiver Landwirtschaft“ (als Teil der „koproduktiven Landschaft“) in einer der Diskussionsrunden.

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Potsdams Glanz im suburbanen Gloria?

Anlässlich einer SRL-Exkursion ergab sich die Gelegenheit, an einem heißen Sommersamstag den (nicht untypischen) Ausflug von Berlin nach Potsdam zu machen. Aber nicht für Preußens Glanz und Gloria (eher für einen bestimmten Typus der Hinterlassenschaft ebensolcher), sondern mit entsprechendem fachlichen Interesse. Denn auch Potsdam (knapp 190.000 EW) ist eine deutsche Großstadt, die wächst (zum Vergleich: die in der „Neue Suburbanität“ mit aufgenommene Stadt Freiburg hat 230.000 EW). Potsdam wächst auch seit etwa 20 Jahren; im Unterschied zu den im Osten der Republik gelegenen Metropolen Berlin und Leipzig gab es in Potsdam (für Ostdeutschland eher untypisch) eher eine Art Nachwende-„Delle“, keine lange Phase des Bevölkerungsrückgangs, die da, wo es passiert, erst vor circa 10 Jahren in eine Wachstumsphase umgekehrt wurde (sowohl in Berlin/Leipzig als auch in der Mehrzahl der kleineren Großstädte zwischen 100.000 und 250.000 Einwohner).

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Die grüne Mitte von Neuallermöhe

Siedlungen entstanden traditionell unter anderem, wenn es keine ehemaligen Römerstädte waren, am Fuß von Burgen, wo sie von den Landesherren geschützt und kontrolliert wurden, und gruppierten sich um einen Marktplatz. Oder sie nutzten z. B. eine topografisch günstige Situation, etwa eine Furt, weil hier nicht nur ein Fluss überwunden, sondern zugleich auch Wegezoll erhoben werden konnte. Insofern hatten sie häufig einen – heute nicht immer noch erkennbaren – landschaftlichen Bezug. Dass aber Landschaften für Siedlungen identitätsstiftend sein sollen, ist eine moderne Idee, die mit der städtebaulichen Moderne und ihrem Ideal gründurchzogener Zeilenbauten und Hochhäuser beginnt. Allerdings erschöpft sich heute dieses Grün, das vor allem sanitäre Funktionen und solche der Erholung übernehmen sollte, allzu oft in einem pflegeextensiven anonymen Abstandsgrün, dem wohl kaum noch jemand Identität zubilligen würde. Diese Stadt, so funktional sie gedacht wurde, wurde auch als ‚organisch‘ verstanden, weil z. T. auch ihre Verkehrserschließung als ‚landschaftlich‘ geschlungener und begrünter Straßenkörper ausgeführt wurde.

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Ein Besuch in Hamburg

In Hamburg untersuchen wir die Siedlungserweiterung Oberbillwerder mit geplant ca. 16.000 Bewohner*innen im Rahmen des Projekts „Siedlungserweiterungen in Zeiten der Reurbanisierung“. Siedlungsgeschichtlich schließt das Vorhaben an die neueren Erweiterungen in Neuallermöhe an. Auf unserem Besuch vor Ort führten wir daher zunächst Gespräche mit Vertreter*innen der IBA-Hamburg und der Freien und Hanse-Stadt Hamburg zum Projekt Oberbillwerder, an die sich eine Erkundung unsererseits durch Neuallermöhe mit Blick auf die Flächen von Oberbillwerder anschloss.

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Die Forschungsgruppe beim International Geographical Congress in Dublin, Irland

Vom 24. bis zum 30. August 2024 fand in Dublin der 35ste International Geographical Congress statt, bei der nicht nur Wissenschaftler*innen aus mehr als 80 Ländern, sondern auch Vertreter*innen der Forschungsgruppe ihre Projekte dem internationalen Fachpublikum präsentierten. Henriette Betram und Maik Kiesler aus der Forschungsgruppe leiteten eine Sitzung mit dem Titel “Celebrating difference and innovation at the margins: suburban development and city expansion in the 21st century”, um der “Neuen Suburbanität” eine Plattform für internationalen Austausch und Anknüpfungspunkte zur suburbanen Raumentwicklung in anderen Planungssystemen zu bieten. Vorgestellt wurden sowohl Forschungen zu aktueller Suburbanisierung (Chengdu, China; Iași, Rumänien; div., Polen) als auch die sozialräumliche Neustrukturierung bestehender suburbaner Quartiere angesichts von substantiellem Bevölkerungsrückgang (Detroit, USA), Alterung (Tokyo, Japan), Gentrifizierung (Paris, Frankreich) oder zivilgesellschaftlichem Empowerment (Rom, Italien).

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Urbanität mit Dorfanger

Zur Erkundung von Karow Nord reiste der Forschungsverbund von der Berliner Innenstadt mit der Buslinie 158 durch das ehemalige Bauerndorf Karow an den Stadtrand. Alt Karow ist Anfang des 13. Jahrhunderts gegründet worden, wenngleich die heutige Bebauung deutlich jüngeren Datums ist. Die ältesten Gebäude dürften nach ihrer traufständigen Ausrichtung entlang der Straße und ihrer klassizistischen Ornamentik zu schließen seit Ende des 18. Jahrhunderts errichtet worden sein. Aufgrund des alten Siedlungsgrundrisses, den die Aufreihung fast aller historischen Häuser entlang der Hauptstraße charakterisiert, kann Alt Karow den Straßendörfern jener Zeit zugeordnet werden. Da zwischen den einander gegenüberstehenden Häusern ein breiter mit Rasen bewachsener und mit Bäumen bestandener Freiraum die Hauptstraße in zwei Wege trennt, von denen her die Häuser erschlossen werden, kann Alt Karow als Angerdorf spezifiziert werden.

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Exkursion in die suburbane Gemengelage im Nord-Osten Berlins

Am 18.04.2024 versammeln sich Teilnehmende der Forschungsgruppe zu einem Besuch der Fallstudienregion im Berliner Nordosten und ihrer großflächigen, in der Planung befindlichen Stadterweiterung des Blankenburger Südens sowie der in den 90er Jahren errichteten Siedlung Karow-Nord. Bereits die Tramfahrt vom Alexanderplatz vermittelt einen Eindruck der Abfolge unterschiedlicher Siedlungsformen vom Stadtzentrum in den suburbanen Raum. Folgend auf die dichte, gründerzeitliche Bebauung des Prenzlauer Bergs sowie dem Pankower Süden oder Weißensee, wird der Ankunftsort Heinersdorf durch Teilnehmende als eher dörflich beschrieben. Umgeben von mehreren Kleingartensiedlungen, dominieren hier Einfamilienhausbebauungen sowie große Brachflächen und Gewerbeflächen mit scheinbar geringer Nutzung.

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Suburbanität im Spielfilm

Laubbläser, mit denen Pflegetrupps durch die Straßen ziehen und Nachbarn einander nerven, sind ein charakteristisches Element urbaner Räume geworden, weshalb sie mittlerweile zur Symbolisierung vorstädtischen Lebens eingesetzt werden können. Sie kommen selbst dort zum Einsatz, wo es wenige Laubgehölze gibt, wie in den Filmen ‚Ein Reihenhaus steht selten allein‘ und ‚Neues aus dem Reihenhaus‘, in dem sie als Running-Gag fungieren. Mit den Spielfilmen geriet die Riedberg-Siedlung in Frankfurt schon in ihrer Bauphase zum Filmstar[1]. Das ZDF produzierte 2013 und 2015 zwei Spielfilme, in denen die Siedlung – vor allem im ersten Teil – als suburbane Kulisse diente, die von Statisten bevölkert wurde.

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Der Sperber auf der Thujahecke

Der Sperber auf der Thujahecke Stefan Körner 15.04.2024 Exkursion Frankfurt Besuch in Frankfurt Riedberg. Auf dem Rückweg geht die Exkursionsgruppe die wenig abwechslungsreiche Römische Straße entlang, als schon in großer…

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