Der Sperber auf der Thujahecke
- Stefan Körner
- 15.04.2024
- Exkursion
- Frankfurt
Besuch in Frankfurt Riedberg. Auf dem Rückweg geht die Exkursionsgruppe die wenig abwechslungsreiche Römische Straße entlang, als schon in großer Entfernung ein Sperber zu sehen ist, der ganz ruhig auf einer Thujahecke sitzt und sich nicht von den vorbeigehenden Leuten irritieren lässt. Seine Ruhe hat einen Grund: Sperber treten im Winter vermehrt in Siedlungsgebieten auf, gerne auch in der Nähe von Futterhäuschen, weil sie den Vögeln folgen, die sie jagen. Sie sind Überraschungsjäger, d. h. sie fliegen dicht über Dächer, über und durch die Vegetation der Gärten, um dann blitzschnell zuzuschlagen. Sie folgen ihrer Beute bis in die Büsche und haben deshalb auch lange Beine, mit denen sie diese dort herausangeln können. Der Sperber auf unserem Foto sitzt ruhig da und beobachtet seine Umgebung, vor allem den Rasen an der Hecke. Er hat sich in einen sog. Ansitzjäger verwandelt, der auf Mäuse lauert.
Der Grund dafür ist, dass die Gärten und öffentlichen Freiräume der Siedlung kaum Vögel anziehen. Teilweise sah und hörte man bei unserem Besuch tatsächlich Sperlinge an Futterhäuschen. Das aber waren wenige. Doch bemerkte man sonst kaum Vögel, weil die Gärten, wenn sie nicht gleich geschottert waren, sehr monoton ausgestattet waren, nämlich hauptsächlich mit Scherrasen und schmalen Schnitthecken. Selbst die vielen Carports waren überwiegend kahl, also nicht mit Kletterpflanzen eingegrünt. Schnitthecken sollen grüne Zäune sein, bieten aber, weil sie durch den Schnitt nicht zur Blüte kommen, kaum Beeren im Winter, die Vögel anlocken könnten. Schmal gehalten, oft auch falsch geschnitten, bieten sie im kahlen Zustand auch wenig Deckung. Die einzige beerentagende Art war neben ganz seltenen (mehr oder weniger ‚heimischen‘) Kornelkirschen vor allem immergrüner Kirschlorbeeren, die man als Sichtschutz gepflanzt hatte. Deren Beeren werden allenfalls von Drosseln gefressen, also vor allem von Amseln. Und da sie zu ihrem Selbstschutz giftig sind, gibt es an ihnen kaum Insekten, die auch als Vogelnahrung notwendig sind.
Was aber könnte man tun, um die Riedberg für einen Vogeljäger attraktiver zu machen? Die Hecken könnten mit dem ein oder anderen freiwachsenden Wildstrauch ergänzt werden, wie mit Heckenrose, Weißdorn, Holunder oder auch Kätzchen tragende Arten wie die Salweide. Vor allem der Rasen in den öffentlichen Freiräumen könnte in echte, also zweischürige Wiesen oder schmale Säume mit Wildstauden, vor allem mit Arten des sog. thermophilen Saums umgewandelt werden. Wiesen und Säume bieten nicht nur für Insekten wertvolle Habitate und würden vor allem auch zur Samenreife Vögel anziehen, sondern sie sind, richtig ausgewählt, auch viel trockenresistenter als Rasen. Wenn irgendwo Brennnesseln geduldet werden könnten, wäre dies ideal, denn die meisten im urbanen Raum vorkommenden Schmetterlingsraupen benötigen sie als Futter. Zusammen mit locker stehenden Gehölzen ergäbe sich dann eine recht gute Struktur. Das wären die Grundbedingungen für mehr Vogelleben. Ansonsten wären auf engem Raum auch Wandbegrünungen sehr dienlich, die, ganz abgesehen von ihren klimatischen Wirkungen, nicht nur Nahrung, sondern auch geschützte Brutplätze bieten.