Über uns

Die Forschungsgruppe

Die Forschungsgruppe baut auf Vorarbeiten auf, die im Umfeld der Universität Kassel zur Vorbereitung dieses Forschungsgruppenantrags durchgeführt wurden. Die neun Projektleiter*innen verfügen über langjährige Kompetenz in der raumwissenschaftlichen Analyse von Siedlungsstrukturen in Stadt-Umland-Bereichen. Dabei haben sie Prozesse der Stadterweiterung in den weiteren gesellschaftlichen und politischen Kontext eingeordnet und mit gegenläufigen Trends wie der Reurbanisierung, aber auch der Schrumpfung von Städten und Stadtregionen abgeglichen und in diesem Zusammenhang gezeigt, dass es auch in der Phase einer geringeren Aufmerksamkeit für Suburbanisierungsprozesse in den vergangenen Jahrzehnten eine ungebrochene Dynamik der Stadterweiterung und Suburbanisierung gab.

Die Mitglieder des Verbunds haben sich intensiv und kritisch mit Chancen und Grenzen einer politisch-planerischen Steuerung von Stadterweiterungsprozessen in komplexen Governance-Arrangements auseinandergesetzt und neue Qualitätsansprüche sowie deren baulich-räumliche Übersetzung beleuchtet. Schwerpunkte bildeten Projektmanagement, Projektentwicklung und Infrastrukturplanung. Ihre Arbeiten haben aktuelle Weiterentwicklungen städtebaulicher Leitbilder und die Anpassungsfähigkeit von Beständen am Stadtrand untersucht. Dabei standen auch die Aneignung und Qualifizierung von Freiräumen und Brachen für das Leben im vorstädtischen Raum im Mittelpunkt.

In stadt- und regionalsoziologischen Studien zu sozialen Milieuentwicklungen wurde die Frage untersucht, inwiefern sich spezifisch suburbane sozialräumliche Milieus und eigenlogische soziale Entwicklungen beobachten lassen. Aktuelle Milieustrukturen und Sozialitätsformen in der Suburbia knüpfen an Forschungen zur dortigen Sozialstruktur an. Auch zu den Möglichkeiten und Grenzen des gendersensiblen und vereinbarkeitsförderlichen Planens in neuen suburbanen Quartieren und den dahinterliegenden Planungsverständnissen sowie mit zur Rolle von Protest und zivilgesellschaftlichem Engagement liegen Arbeiten vor.

Ziele der Forschungsgruppe

Die beantragte Forschungsgruppe analysiert aktuelle Stadterweiterungsstrategien erstmalig umfassend vor dem Hintergrund der aktuell veränderten gesellschaftlichen und planerischen Idealvorstellungen, wirtschaftlichen Anforderungen sowie individuellen Wohnpräferenzen im Zusammenspiel mit den räumlich-materiellen Realitäten. Die übergreifende Fragestellung lautet, wie „in Zeiten der Reurbanisierung“, von welchen Akteur*innen und an welchen Standorten Stadterweiterung in Deutschland vorangetrieben wird, wie mit dem Spannungsfeld von aktuellen Leitbildern, Wohnwünschen und planungspraktischen Handlungszwängen umgegangen wird und welche Ansprüche dabei warum umgesetzt werden können. Hierzu werden die Perspektiven der Stadt- und Regionalplanung, der Freiraum- und Landschaftsplanung sowie der raumbezogenen Sozialwissenschaften auf innovative Weise verknüpft und alle räumlichen Ebenen vom Grundstück bzw. Haushalt bis zur Stadtregion betrachtet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Zukunft des Wohnens und kleinräumigen Zusammenlebens, der im Zusammenspiel mit Arbeiten, Erholen und Verkehr betrachtet wird.

Die interdisziplinäre Herangehensweise der neun Teilprojekte erlaubt es, die relevanten Facetten entstehender Quartiere und ihrer Entstehung zu betrachten und in einen komplexen Erklärungszusammenhang zu bringen. In den Teilprojekten erfolgt eine Analyse und Charakterisierung neu entstehender Stadterweiterungen und ihrer Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu früheren Phasen der Stadterweiterung. Durch den längerfristigen Zeithorizont, gemeinsame Untersuchungsräume und das abgestimmte Forschungsdesign sind diachronische und synchronische Vergleiche planerischer Leitbilder und tatsächlich umgesetzter Bebauung, beteiligter Akteur*innen sowie späterer Bewohner*innen und deren Aneignungsstrategien sowie nicht zuletzt Dynamiken der Biodiversität und Grünentwicklung möglich. Ein derartiger Zugang trägt der Beobachtung Rechnung, dass bislang – auch international – kaum Langzeitstudien zu den tragenden soziokulturellen, ökonomischen, politischen und planerischen Hintergründen und Triebkräften der Entwicklung am Rand großer Städte und in ihrem Umland sowie deren detaillierten Ausprägungen in Zeiten starker „Reurbanisierungstendenzen“ vorliegen.

erwartete Ergebnisse

Die Frage nach den Dynamiken, Akteur*innen und Ergebnissen aktueller Stadterweiterungsstrategien liegt an der Schnittstelle mehrerer planungs- und sozialwissenschaftlicher Forschungsdiskurse, die sich aus je unterschiedlichen Perspektiven mit den Ausprägungen von Siedlungsentwicklung am Stadtrand beschäftigen. Die Forschungsgruppe schließt wesentliche Forschungslücken in diesen Diskursen. Sie hinterfragt die gesellschaftlichen Bewertungsansätze des Suburbanisierungsdiskurses mit Blick auf die aktuellen Entwicklungstendenzen kritisch und bewertet die diesbezüglichen Planungsansätze. Sie macht Strukturen und Prozesse der Governance sowie Zielsetzungen und Verhalten der Akteure zum zentralen Gegenstand. Insbesondere beleuchtet sie, wie Interessendivergenzen zwischen verschiedenen Typen von Kommunen in Ballungsräumen von Flächenknappheit und der unterschiedlichen Verfügbarkeit von Innenentwicklungspotentialen abhängen, wie stark sich Umlandgemeinden derzeit überhaupt für ein weiteres Siedlungswachstum einsetzen, wie sich ihre Politik zur jeweiligen Kernstadt verhält und was deren städtebauliches sowie Standortprofil prägt. Sie untersucht weiterhin den Einfluss der Bodenmarktentwicklung auf Akteursverhalten und Entscheidungsprozesse in der Vorbereitung, Planung und Umsetzung von Stadterweiterungsvorhaben. Sie analysiert, bis zu welchem Grad die Wanderung an den Stadtrand heute wirtschaftlichen Zwängen oder einer klaren Standortpräferenz bestimmter stadtrandaffiner Milieus zuzuschreiben ist. Auch die Fragen, ob spezifische Formen der Gemeinschaftsbildung das Leben in suburbanen Siedlungen prägen, wie Geschlechterrollen und Arbeitsteilung heutzutage verhandelt werden und wie die Anbieter suburbaner Wohnquartiere auf veränderte Wohnansprüche reagieren, sind bislang ungeklärt und werden untersucht. Sie erforscht, nach welchen städtebaulichen Leitbildern heute unter welchen Umfeldbedingungen an welchen Standorten Siedlungen entwickelt werden. Zusammenhänge zwischen Baustruktur, Freiraumausstattung, Nutzungen sowie Naturausstattung und Mikroklima unter intensiver Einbeziehung der Aneignung vonseiten der Bewohner*innen auf den Ebenen Landschaftsbezug und Stadt-Natur, Siedlungsstruktur und der öffentlichen Freiräume in vorstädtischen Quartieren werden erkundet, und hinter ihnen stehende Diskurse zu Natur und Landschaft auf paradigmatische Momente, Leitbilder und Narrative hin analysiert und auf Siedlungsstruktur, Freiraum und Stadt-Natur bezogen.

Leitung und Koordination

Prof. Dr.-Ing. Markus Leibenath

Teilprojekt 1
Universität Kassel
m.leibenath@uni-kassel.de

Prof. Dr.-Ing. Henning Nuissl

Teilprojekt 4
Humbold-Universität zu Berlin
henning.nuissl@geo.hu-berlin.de

Prof. Dr.-Ing. Thomas Krüger

Teilprojekt 7
Hamburg City Universität (HCU)
Thomas.Krueger@hcu-hamburg.de

Prof. Dr.-Ing. Stefan Körner

Teilprojekt 2
Universität Kassel
koerner@asl.uni-kassel.de

Prof. Dr.-Ing. Uwe Altrock

Teilprojekt 5
Universität Kassel
altrock@asl.uni-kassel.de

Prof. Dr.-Ing. Casten Keller

Teilprojekt 8
Universität Kassel
carsten.keller@uni-kassel.de

Prof. Dr.-Ing. Angela Million

Teilprojekt 3
Technische Universität Berlin
sekretariat@udc.tu-berlin.de

Dr.-Ing. Arvid Krüger

Teilprojekt 6
Universität Kassel
arvid.krueger@asl.uni-kassel.de

Prof. Dr.-Ing. Henriette Bertram

Teilprojekt 9
Technische Universität Braunschweig
henriette.bertram@tu-braunschweig.de

M.Sc. Sebastian Block

Koordination
Universität Kassel
sebastian.block@asl.uni-kassel.de

M.Sc. Mohammed Alfiky

Koordination
Universität Kassel
mohammed.alfiky@asl.uni-kassel.de